| Wie viel  Pluralismus kann sich eine Partei leisten?
 von Roland Spitzer
 Es gibt in unserer Gesellschaft Parteien, welche den  Anspruch erheben, oder zumindest erhoben haben, als „Volksparteien“ wirken zu  wollen. In der jüngsten Vergangenheit waren dies sowohl die CDU, als auch die  SPD. Mit dem Begriff „Volkspartei“ sollte und soll wohl der Anspruch geltend  gemacht werden, sämtliche Schichten der Gesellschaft zu vertreten.
 Alle Schichten der Gesellschaft vertreten zu wollen,  bedeutet jedoch auch, das gesamte  Spektrum  der Meinungsvielfalt innerhalb dieser zu verkörpern. Im pluralistischen Sinn  bedeutet dies, sich auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner zu verständigen.
 
 Der Begriff Pluralismus wird aus dem lateinischen Wort pluralitas abgeleitet, was Vielheit  bedeutet. Vielheit, oder auch Vielfalt steht in der Politik für die bestehenden  unterschiedlichen Interessen innerhalb der Gesellschaft. Um diese zu bündeln,  ist es notwendig, einen kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden, welcher die  Basis für gemeinschaftliches Handeln innerhalb der Gesellschaft bildet.
 
 Das in  unserer heutigen Gesellschaft dieser Spagat fast unmöglich ist, beweisen  Urteile des Verfassungsgerichtes, welches Gesetze – beschlossen von SPD,  Grünen, CDU, oder auch CSU in einem nicht gekannten Maße als verfassungswidrig  eingestuft haben.
 
 Wenn Pluralität der Meinungen oberstes Gebot einer Partei  sein soll, dann muss auch die Frage erlaubt sein, auf welcher Basis diese  ausgestaltet wird.
 
 Pluralität zwischen Agnostikern und gläubigen Menschen kann  hier nicht gemeint sein. Ebenso wenig die zwischen  Materialisten und Idealisten. Allein die  jeweilige Ausgangssituation, gesellschaftliche Entwicklungen zu beurteilen,  wird zu diametralen Ergebnissen führen!
 
 Aber auch eine religiös plurale Partei ist gegenwärtig nicht  existenzfähig. Wenn allein die christlichen Religionen, wie orthodoxe Kirche,  evangelische Kirche, oder auch der Katholizismus nicht in der Lage sind, sich  auf ein gemeinsames Ritual, wie beispielsweise das gemeinsame Abendmahl zu  verständigen, wie soll dann die Zusammenarbeit mit anderen Religionen, oder  auch Atheisten ausgestaltet werden.
 
 Dies erkannten immer mehr Menschen. So kam man zu dem  Schluss, sich nach eigenen Interessen zusammen zu schließen. Man vertrat nicht  mehr das gesamte gesellschaftliche Spektrum, sondern fand sich als ein Teil in  diesem wieder. Aus dem lateinischen Begriff pars, partis = Teil,  Richtung wurde die Bezeichnung Partei für eine Gruppe von Menschen abgeleitet,  welche für EINE bestimmte Entwicklung innerhalb der Gesellschaft stehen. Somit  schließt sich EINE, oder ALLE zu vertreten eigentlich aus!
 
 Um Verwechslungen auszuschließen, hat man sich Namen  gegeben, welche das gemeinschaftliche Ziel der differenzierten Gruppierungen  innerhalb der Gesellschaft hervorheben soll. C steht für christliche  Grundwerte, FDP für Liberalismus, Grüne für Umweltziele, Sozialdemokratie für  Enteignung weiter Bevölkerungsschichten, Linke für? Eine linke Politik? Doch  was soll diese LINKE Politik im Kern verkörpern, und welche lebenswerten  Alternativen bietet diese?
 
 Was linke Politik ist, darauf mag sich jeder seinen eigenen  Reim machen. So ist beispielsweise der Vorsitzende der Thüringer  Landtagsfraktion der Linken, Bodo Ramelow,  mit missionarischem Eifer bestrebt, den  evangelischen Glauben zu verbreiten!  Da  ist ein Frühstücksgebet im Bundestag, oder neuerdings auch im Landtag geeignet,  sich mit gleichgesinnten zu treffen.
 
 Marxisten innerhalb der eigenen Partei sind von solchen  „Vergnügungen“ selbstverständlich ausgeschlossen.  Es sei denn, diese fallen ebenfalls einem  dubiosen Glauben anheim!
 
 Neben dem  religiösen  Bekenntnis von Ramelow existiert innerhalb der Linkspartei das wohl nicht  weniger glaubensorientierte Bekenntnis zum Keynesianismus. Aus meiner Sicht  stellt dies die Sehnsucht nach einer BRD der 70-iger Jahre in den Vordergrund  aller politischen Bemühungen.
 
 Neben vielen weiteren Strömungen innerhalb der Linkspartei  agiert auch die kommunistische Plattform, welche für einen Systemwechsel steht.  Dabei ist die KPF viel näher an den Einschätzungen weltweit „führender“  Ökonomen als so manche Strömung innerhalb der Linkspartei!
 
 Wenn die Partei „DIE LINKE“ ernsthaft an einer Erneuerung  der Gesellschaft interessiert ist, dann sollte diese sich auch dafür  entscheiden, welches gesellschaftliche Konzept diese in den Focus ihrer Arbeit  stellen möchte.
 Gemeinsame Projekte, auch mit religiösen Institutionen, wie  der KAB, oder auch der ev. Akademie in Meißen sollten dabei nicht  ausgeschlossen werden! Doch sollte nicht der Idealismus, sondern der  Materialismus mach Marx, sowie dessen weitere Entwicklung im Vordergrund  stehen.
 
 Um diesem Anspruch gerecht zu werden, sollte sich die  Linkspartei auch dafür entscheiden, für welche Politik diese einsteht. Für  Alles geht nicht. Wenn doch, dann sollte diese sich in WischiWaschi Partei  umbenennen. Das steht für nichts, und weckt auch keine Erwartungen.
 Mai 2010
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